Das Fach Hämatologie entwickelt sich rasant. Viele Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen haben heute viel bessere Therapieoptionen und Prognosen. Schlüsselbegriffe sind Präzisionsmedizin auf molekulardiagnostischer Grundlage und zelluläre Therapien. Die Hämatologie am Kantonsspital St.Gallen (KSSG) bietet das gesamte Spektrum der Abklärung und Behandlung gutartiger und bösartiger Erkrankungen des Blutes auf akademischem Zentrumsniveau. Dieses Angebot ist einzigartig in der Region Ostschweiz und steht über das Netzwerk Onkologie dem gesamten Versorgungsgebiet zur Verfügung.
Der Fachbereich Hämatologie wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Driessen, Chefarzt Klinik für Onkologie und Hämatologie, und Dr. Thomas Lehmann, Fachbereichsleiter Hämatologie, ausgebaut. Heute ist die Klinik für Onkologie und Hämatologie führender Leistungserbringer in der Ostschweiz für Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen. Erreicht wurde dies über folgende Meilensteine:
Es war viel Arbeit, die dank der grossen Unterstützung von vielen Seiten in relativ kurzer Zeit erfolgreich bewältigt werden konnte – und sehr viel Spass bereitete. Schon länger hatte ich die Idee einer «integrierenden Diagnostik». Ich freue mich, dass wir nun mit der Vernetzung von molekular basierter Diagnostik und Therapie neben den Ergebnissen der einzelnen Untersuchungen auch eine Interpretation des Gesamtbildes aus einer Hand anbieten können. Der Ausbau der zellulären Therapien war für mich persönlich ein Highlight, da mir diese Patientinnen und Patienten besonders am Herzen liegen. Sehr stolz bin ich auf die Anerkennung als Ausbildungsklinik Hämatologie auf höchstem Niveau – ein Novum in der Ostschweiz.
Heute können wir das ganze diagnostische und therapeutische Spektrum anbieten, während dieses sich früher auf die Behandlung bösartiger Erkrankungen beschränkte. Weil die hämatologische Diagnostik und Beurteilung nun aus einer Hand kommt, können wir diese ohne Schnittstellen direkt mit den klinischen Fragestellungen verbinden. Blut und Knochenmarkmaterial können für die komplette Diagnostik zentral an das IHPD Labor geschickt werden. Die Zusender erhalten danach anstelle einzelner, unkoordinierter Berichte aus verschiedenen Labors einen integrierenden Endbefund mit einer definitiven Diagnose gemäss WHO-Klassifikation. Die Ansprechperson hat auch die klinische Situation im Blick. Betroffene, die zelluläre Therapien erhalten, können heimatnah behandelt werden.
Wir begleiten Patientinnen und Patienten mit hämatologischen Erkrankungen über einen langen Zeitraum, da sie heute oftmals eine viel bessere Prognose haben als früher. Dabei arbeiten wir eng und arbeitsteilig mit den Zuweisenden zusammen. Manche Patientinnen und Patienten werden jahrelang beobachtet und benötigen keine intensive Therapie. Diese Beobachtungsphase, orale Therapien oder Blutbildkontrollen in intensiven Chemotherapiezyklen können immer häufiger von Hausarztpraxen übernommen werden. Bei unklaren Symptomen oder Blutbildveränderungen nehmen wir gerne Rücksprache, ob die ersten Schritte der Abklärung beim Hausarzt bzw. bei der Hausärztin möglich sind.
Die hämatologischen Krankheitsbilder sind sehr komplex. Die häufigsten Situationen sind:
Eine persönliche, ganzheitliche und qualitativ hochstehende Betreuung steht im Mittelpunkt unserer Arbeit. Für Betroffene bringt es Vorteile, dass wir das gesamte Leistungsangebot im Bereich der Hämatologie aus einem Haus anbieten. Sie profitieren von hohem Fachwissen auf akademischem Zentrumsniveau gebündelt an einem Ort und von einer effizienten Diagnostik mit direkter Schnittstelle zur Klinik. Ausserdem haben Patientinnen und Patienten direkten Zugang zu hochmodernen zellulären Therapien (CAR-T-Zell-Therapie). Nach allogener Stammzelltransplantation können viele Kontrollen vor Ort in St.Gallen erfolgen und Betroffene müssen nicht mehr ein- bis zweimal pro Woche nach Basel oder Zürich fahren. In der Ostschweiz sind wir die einzige stationäre Hämatologieabteilung mit hochspezialisiertem Pflegefachpersonal und Behandlungsteam (Medizin, Psychoonkologie, Musiktherapie, integrative Medizin, Physiotherapie). Die Patientinnen und Patienten werden in keimreduzierten Einzelzimmern untergebracht. Wir sind stolz darauf, dass wir national die niedrigste Rate schwerer Komplikationen nach autologer Stammzelltransplantation aufweisen.
Die CAR-T-Zell-Therapie ist eine völlig neue Form einer zellulären Krebstherapie. Dabei werden Immunzellen des Patienten durch das gentechnologische Einfügen eines chimären Antigenrezeptors – daher die Abkürzung «CAR» – so verändert, dass sie Krebszellen besser erkennen und bekämpfen können. Betroffenen werden dazu eigene weisse Blutzellen (Leukozyten) entnommen, im Labor entsprechend aufbereitet und ca. zwei bis drei Wochen später über eine Infusion wieder zugeführt.
Aktuell ist die CAR-T-Zell-Therapie in der Schweiz zugelassen für Patientinnen und Patienten mit mehrfach rezidivierten/refraktären grosszelligen B-Non-Hodgkin-Lymphomen und Mantelzell-Lymphomen sowie bei unter 25-Jährigen mit refraktärer/rezidivierter akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie. Die Zulassung und Anwendung bei Patientinnen und Patienten mit mehrfach vorbehandeltem Plasmazellmyelom ist in der unmittelbaren Zukunft zu erwarten.
Dies sind allesamt Situationen, in denen mit den bisher zur Verfügung stehenden konventionellen Therapien nur noch sehr eingeschränkte Perspektiven bestehen. Mit der CAR-T-Zell-Therapie sind hingegen höhere Ansprechraten, verbesserte Chancen für eine langfristige Krankheitskontrolle und Heilung verbunden. National und international wird im Bereich der CAR-T-Zell-Therapie intensive und vielversprechende Forschung betrieben, sodass sich in Zukunft sehr wahrscheinlich weitere Anwendungsbereiche eröffnen werden.
Das Programm zur CAR-T-Zell-Therapie am KSSG wurde gemeinsam mit einer interprofessionellen Arbeitsgruppe von Dr. Martin Fehr aufgebaut und wird von ihm geleitet.
Telefon: +41 71 494 10 67
E-Mail: onkologie@kssg.ch
Online: www.kssg.ch/onkologie
Der Fachbereich Hämatologie ist das Kompetenzzentrum für die Behandlung von Blut- und Lymphdrüsenerkrankungen in der Ostschweiz. Er verfügt in der Region über die einzige Spezialstation für die Behandlung von Leukämieerkrankungen, die Durchführung von autologen Stammzelltransplantationen und für zelluläre Immuntherapien.