Seit Anfang des letzten Jahres profitieren Patientinnen und Patienten mit Hirntumoren von einem innovativen Verfahren am Kantonsspital St.Gallen (KSSG). Mit der Laserablation (Laser Induced Tumor Therapie – LITT) können tief gelegene Tumore über einen Zugang von nur drei Millimetern behandelt werden. Die neue Technik wurde von Chefarzt Prof. Dr. Oliver Bozinov eingeführt, der auf diesem Gebiet europaweit führend ist.
Die klinische Anwendung der Lasertechnologie im menschlichen Gewebe geht bis in die 1960er-Jahre zurück. Die Methode beruht auf der Annahme, dass durch die Erzeugung von Laserenergie fokussiert Hitze entsteht, die Gewebe zerstören kann. Mit der Entwicklung moderner bildgebender Verfahren, die das Ausmass der Hitzeentwicklung überwachen können, nahm die Bedeutung der Lasertechnologie Ende der 1990er-Jahre zu. Im Bereich der Neurochirurgie hat die Laserbehandlung vor rund zehn Jahren Einzug gehalten und ist seit drei Jahren in Europa zugelassen.
Neben der Behandlung von Epilepsie wurden in den letzten Jahren zunehmend Hirntumore mit dieser Methode behandelt. Mittels eines hochpräzisen stereotaktischen Systems wird ein Laserkatheter in den Tumor eingebracht (siehe Skizze). Zuvor erfolgt in der Regel eine Biopsie zur Diagnosesicherung. Anschliessend wird im MRT unter bildgebender Kontrolle die Läsion verödet. Alle fünf Sekunden wird die Temperatur in der Region gemessen. Das pathologische Gewebe wird auf bis zu 70 °C erhitzt und dadurch zerstört, was die Tumorlast deutlich reduziert. Zusätzlich wird im Randbereich der Tumore die Blut-Hirn-Schranke geöffnet, damit Tumore besser zugänglich für Chemotherapeutika sind. Bei gutartigen Tumoren bedeutet die vollständige Ablation in der Regel eine Heilung.
«Der eigentliche Lasereingriff dauert oft nur fünf Minuten. Das Schwierige und Aufwändige ist die Planung und Vorbereitung. Das ist millimetergenaue Präzisionsarbeit mit High-End-Technik», erklärt Oberärztin PD Dr. Marie Krüger, Leiterin der Funktionellen Neurochirurgie. Sie ist darauf spezialisiert, Elektroden oder Katheter auf den Millimeter präzise ins Gehirn einzubringen. Die Disposition für einen solchen Eingriff beginnt bereits Tage zuvor. Für den Vormittag werden CT- und MRT-Slots sowie der Operationssaal benötigt. Am Operationstag braucht es mehrere chirurgische und radiologische Spezialistinnen und Spezialisten sowie Techniker der Firma Medtronic vor Ort. Die Lasereinlage findet im Operationssaal und die Ablation unter ständiger bildgebender Kontrolle im MRT statt. «Die Radiologie als Schnittstellenfach freut sich, mit dem MRT einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zu dieser innovativen Operationstechnik beizusteuern», berichtet Dr. Olaf Kim, Leiter MRT. Insgesamt dauert das ganze Verfahren knapp fünf Stunden.
euLITT Tumor Workshop in St.Gallen
19. bis 20. Mai 2022
www.kssg.ch/eulitt
Chefarzt, Klinik für Neurochirurgie
Stv. Chefarzt, Leitung Onkologische Neurochirurgie
Oberärztin mbF, Leitung Funktionelle Neurochirurgie
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