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Von der Tagesschläfrigkeit verabschiedet

Jahrelang litten Walter E. und Marco M. unter Schlafproblemen und Tagesschläfrigkeit. Nach der Abklärung im Zentrum für Schlafmedizin erhielten beide die Diagnose obstruktive Schlafapnoe. Dank CPAP-Maske und Zungenschrittmacher fühlen sie sich heute wieder fit und führen ein Leben ohne Beschwerden.

Er habe eigentlich schon immer Probleme mit Tagesschläfrigkeit gehabt, erklärt Walter E. Obschon ihm das Aufstehen nie Mühe bereitet habe, sei er am Tag stets müde gewesen – bis hin zum Sekundenschlaf. «Für mich war das normal. Dass ich nächtliche Atemaussetzer hatte, war mir selbst gar nicht bewusst. Meine Frau hat mich schliesslich darauf aufmerksam gemacht, nachdem ich sie mit einem längeren Aussetzer mächtig erschreckt hatte», erzählt er weiter. Eine ähnliche Erfahrung machte Marco M. Auch er hatte jahrelang Schlafprobleme, konnte nicht durchschlafen. Schliesslich wurden beide über ihren Hausarzt ins Schlafzentrum am Kantonsspital St.Gallen überwiesen.

Therapie mit nächtlichem Überdruck (CPAP)

Im Schlaflabor bestätigte sich bei beiden der Verdacht auf obstruktive Schlafapnoe. Zur Behandlung wurde ihnen ein CPAP-Gerät mit Maske empfohlen. Mit Erfolg, freut sich Walter E.: «Ich habe die Verbesserung unmittelbar gespürt und fühlte mich wie neu geboren! Früher habe ich Unmengen Cola und Kaffee getrunken und war trotzdem ständig müde. Heute benötige ich das überhaupt nicht mehr.» Für den begeisterten Motorradfahrer eine riesige Erleichterung: «Natürlich war es zu Beginn ein komisches Gefühl. Ich musste verschiedene Masken ausprobieren und sie fest anziehen, damit keine Luft ausströmt. Inzwischen ist die Nasenmaske aber mein steter Begleiter. Sie stört mich weder beim Schlafen noch beim Reisen.»

«Herr E. ist ein Musterpatient für die CPAP-Therapie», sagt Dr. Christian Gysin, Oberarzt für Pneumologie und Schlafmedizin, «er nutzt diese seit Jahren ohne Probleme. Das ist sehr erfreulich. Es gibt aber auch Patientinnen und Patienten, die eine CPAP nicht gut vertragen.» Wie zum Beispiel Marco M.

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Patient Walter E. tauscht sich mit Dr. Christian Gysin über die Nasenmaske aus.

«Heute bin ich sehr zufrieden damit – rückblickend wäre ich froh gewesen, wenn ich schon viel früher einen Zungenschrittmacher erhalten hätte. Ich kann ihn bestens weiterempfehlen.»

Marco M., Patient

Eine Alternative musste her

Jahrelang habe der Mittfünfziger die Maske genutzt, ganz zufrieden damit war er jedoch nie: «Ich bin geschäftlich häufig unterwegs. Die Maske dabei immer mitzunehmen, war unpraktisch. Zudem war sie bei mir nie ganz dicht und hat gepfiffen. Dadurch habe ich mich im Schlaf immer mehr verkrampft, bis ich schliesslich stetig unter Rückenschmerzen litt.»

Eine andere Lösung musste her. «Die Kieferspange hat geholfen, war aber noch nicht optimal», erklärt Marco M. Weitere Abklärungen der Atemwege in Sedation zeigten schliesslich, dass er für einen Zungenschrittmacher in Frage kommt. «Einen solchen habe ich nun seit zwei Jahren. In den ersten Nächten wurde ich durch den Zungenschrittmacher teilweise wach, da seine Impulse zu stark waren. Aber schon nach kurzer Zeit war er richtig eingestellt. Heute bin ich sehr zufrieden damit – rückblickend wäre ich froh gewesen, wenn ich schon viel früher einen Zungenschrittmacher erhalten hätte. Ich kann ihn bestens weiterempfehlen.» Acht bis zehn Jahre beträgt die Lebensdauer eines Zungenschrittmachers. Danach wird er in einer kleinen Operation gewartet bzw. die Batterie ausgewechselt. «Wir sind eines von wenigen Zentren in der Schweiz, die die Implantation von Zungenschrittmachern anbieten», sagt Dr. René Schariatzadeh, Oberarzt an der Hals-Nasen-Ohrenklinik, «und wir machen damit sehr gute Erfahrungen.»

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Der implantierte Zungenschrittmacher hat ungefähr die Grösse einer Fünf-Franken-Münze.

Keine Einschränkungen

Sowohl Walter E. als auch Marco M. haben ihre Schlafapnoe heute im Griff. Einmal im Jahr kommen sie ans Kantonsspital St.Gallen bzw. bei der Lungenliga zur Kontrolle. Im Alltag sind sie nicht eingeschränkt. «Als persönliche Vorsichtsmassnahme habe ich aufgehört, Fussball zu spielen. Ärztlich verordnet war das jedoch nicht. Ansonsten bin ich völlig frei. Wandern, Schwimmen, Reisen: alles kein Problem. Einzig bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen muss ich auf den Schrittmacher hinweisen», sagt Marco M. Dasselbe gilt für Walter E. Er erkundigt sich bei Hotelübernachtungen jeweils im Vorfeld, ob es nahe am Bett eine Steckdose habe. Weitere Vorkehrungen seien nicht nötig.

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Gut zu wissen

Am Schlafzentrum des Kantonsspitals St.Gallen werden jährlich etwa 600 Patientinnen und Patienten mit CPAP eingeschult. Die Anpassung der Therapie und die Verlaufskontrollen macht die Lungenliga. Wenn sich der Erfolg nicht einstellt, wird meist eine Unterkieferprotrusionsschiene oder eine Lagetherapie bei Rückenlage-assoziierter Schlafapnoe empfohlen. Parallel ist eine Gewichtsoptimierung sehr wichtig.

Das KSSG bietet ausserdem als eines der wenigen Zentren in der Schweiz den Zungenschrittmacher als weitere Option an. In der Schweiz wurde 2014 der erste Zungenschrittmacher am Kantonsspital St.Gallen eingesetzt. Heute werden durch die HNO-Klinik etwa ein bis zwei Zungenschrittmacher pro Monat implantiert.

Das Schlafzentrum am Kantonsspital St.Gallen

Das Zentrum für Schlafmedizin St.Gallen gehört zu den zertifizierten Schlafzentren der Schweizerischen Gesellschaft für Schlafforschung, Schlafmedizin und Chronobiologie. Das interdisziplinäre Team setzt sich aus Fachpersonen des Lungenzentrums, der Klinik für Neurologie und der Klinik für Psychosomatik und Konsiliarpsychiatrie sowie der Hals-Nasen-Ohren-Klinik zusammen. Ebenfalls einbezogen sind Fachkräfte der Kinder- und Jugendmedizin des Ostschweizer Kinderspitals St.Gallen. Durch die interdisziplinäre und interprofessionelle Abklärung können viele Schlafstörungen diagnostiziert und behandelt werden. Jährlich werden etwa 900 bis 1’000 Polysomnographien und etwa 100 Tagestests (MSLT, MWT) durchgeführt.

Weitere Informationen zur Schlafapnoe: www.kssg.ch/schlafzentrum/leistungsangebot/schlaf-apnoe

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