DUO – das Magazin für Zuweisende

Die Symptome von Mastdarmkrebs variieren: Sie können Veränderungen im Stuhlgang wie Blut im Stuhl, Bauchschmerzen, unerklärlichen Gewichtsverlust oder Müdigkeit beinhalten. So divers wie sich die Symptome zeigen, so verschieden sind auch die Reaktionen auf die Nachricht, an Krebs erkrankt zu sein: Zwei Patienten erzählen von positiven Lebenseinstellungen, zerstörten Illusionen und püriertem Essen sowie von der Motivation, sich zu bewegen.

Paul Zeller (68)

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Blut im Stuhl war der Grund, weshalb Paul Zeller vor zwei Jahren einen Termin bei seinem Hausarzt vereinbarte. Er folgte der Empfehlung, sich beim Spezialisten genauer untersuchen zu lassen. Aufgrund von Koloskopie und Computertomographie wurde klar: Es musste sich um ein Karzinom im Mastdarm, also um Darmkrebs, handeln. Ein erster Schock. Weitere Abklärungen folgten, die Grösse und Ausdehnung wurden ermittelt.

«Dann lasse ich mich halt operieren und schaue, dass ich möglichst bald wieder aus dem Spital komme.»

Das war der erste Gedanke von Paul Zeller, als ihm die Operation erklärt wurde. Seine positive Lebenseinstellung hat ihm geholfen, unbeschwert ins Spital einzutreten und sich operieren zu lassen. Die Operation war herausfordernd, da sich der Tumor nur knapp über dem Schliessmuskel befand. Nach sechs Tagen konnte Paul Zeller nach Hause, mit einem protektiven Dünndarmstoma, das bereits vier Wochen später zurückverlegt werden konnte.

«Ich fühlte mich nur noch wie ein halber Mensch! Die Diagnose Krebs traf mich weniger hart als die zerstörte Illusion, dass gleich nach der Operation alles wieder wie vorher wird.»

Zeller, der in frühen Jahren Extremskifahren, Akrobatik, Gleitschirmfliegen und Klettern zu seinen Hobbys zählte ist heute fast 70 und akzeptiert, dass er «nicht mehr 20» ist, wie er selbst sagt. Die Genesungszeit mit Stoma, Durchfall und Windeln waren für ihn hingegen sehr schwierig zu akzeptieren. Auch war es für ihn und seine Frau anfänglich zwischenmenschlich eine ganz schwierige Zeit.

«Heute bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat, blicke auf eine kompetente ärztliche Betreuung und empathische Pflegefachpersonen zurück – einzig das pürierte, ungesalzene Essen bleibt mir als unangenehme Erinnerung vom Spital.»

Der Pensionär wirkt sichtlich entspannt, als er das sagt.

Dinko Skeledzic (69)

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Der ganz üble Geruch des Stuhls ihres Ehemannes fiel Frau Skeledzic während der Sommerferien in Kroatien auf. Sie motivierte ihn, den Hausarzt aufzusuchen. Der jährlichen Kontrolle von Nieren, Magen und Darmwerten folgte im Januar 2023 eine Koloskopie. Dabei wurden zwei Polypen entfernt, eine Biopsie gemacht und diese im Labor untersucht. Seit der Diagnose Mastdarmkrebs begleitet Frau Skeledzic ihren Mann bei jedem Arzttermin und ermutigt ihn.

«Mein lieber Gott – mich hat ein Blitz getroffen!»

Das waren die Worte von Dinko Skeledzic nach der Diagnose. So fühle er sich noch heute, wenn er an den Tag der Diagnose denke. Er habe 41 Jahre bei der gleichen Firma gearbeitet und sei keinen einzigen Tag krank gewesen. Er sei nur einmal aufgrund eines Motorradunfalls ausgefallen. Es war das erste Mal, dass er krank war, und es schmerzte nicht mal. Nach der Diagnose folgten Recherchen im Internet, das Abwägen aller Komplikationen, Gespräche mit der Familie und der Entscheid, die Therapien anzugehen.

Bei Skeledzic befand sich der Tumor direkt an der Oberkante des Schliessmuskels. Eine Konstellation, bei der andernorts eine komplette Entfernung des Muskels mit einem bleibenden Stoma durchgeführt wird. Nach neoadjuvanter Bestrahlung und Chemotherapie von März bis Juli wurde im August die Operation durchgeführt, eine intensive Zeit. Dank einer speziellen Operationstechnik mittels intersphinktärer Resektion und Durchzugsanastomose musste kein provisorisches Stoma angelegt werden.

«Die Operation verlief perfekt und ich genoss eine 1-A-Betreuung vom ganzen Fachpersonal! Das Schlimmste war, danach 20 Tage nicht zu sitzen – sogar essen musste ich stehend.»

Als er das erzählt, schmunzelt er. Seine Frau ergänzt, dass er vor der Diagnose die Spaziergänge immer auf morgen verschoben hat und er heute die Bewegung im Freien geniesst und täglich läuft.

«Heute habe ich eine andere Einstellung. Ich verschiebe nichts mehr auf morgen.»

Seine Frau verrät, dass sie die Koffer bereits gepackt haben und nach dem positiven Bescheid von Dr. Brunner für mindestens drei Monate nach Kroatien fahren, um den Herbst zu geniessen. Es soll dort zu dieser Jahreszeit besonders schön sein.

Gut zu Wissen

Neue Entwicklungen bei TNT, Watch & Wait und der Durchzugsanastomose
Wenn bei lokal fortgeschrittenen tiefsitzenden Tumoren mit der totalen neoadjuvanten Therapie (TNT) eine komplette klinische Remission erreicht wird, können Patientinnen und Patienten in ein Watch- &-Wait-Schema mit engmaschigen Kontrollen eingeschlossen werden, sodass eine Operation vorerst nicht erforderlich ist.

Bei tiefsitzenden Tumoren kann mit einer Durchzugsanastomose meist auf ein Stoma verzichtet werden, ohne das perioperative Risiko zu erhöhen. Nach sieben bis zehn Tagen erfolgt im selben stationären Aufenthalt eine kleinere Operation mit Rückkürzung des Dickdarms von anal und Anlage einer koloanalen Anastomose.

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