Hochspezialisierte Medizin (HSM) verbessert die Erfolgsaussichten bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten und gewährleistet eine überregionale Versorgung in spezifischen medizinischen Bereichen. Sie bringt aber auch einige Herausforderungen mit sich. Prof. Dr. Simon Wildermuth über Nutzen und Aufgaben sowie über die Zukunftspläne für die HSM am Kantonsspital St.Gallen.
Hochspezialisierte Medizin am KSSG ist wichtig, weil sie die Möglichkeit bietet, komplexe und seltene Erkrankungen effektiv zu diagnostizieren und zu behandeln. Durch die Bündelung von Fachkompetenzen und modernster medizinischer Ausstattung können Patientinnen und Patienten von einer umfassenden Expertise profitieren. Das verbessert die Erfolgsaussichten und die Qualität der Versorgung. Ein Zentrumsspital wie das KSSG fungiert als Referenzzentrum, das nicht nur die regionale, sondern auch die überregionale Versorgung in spezialisierten medizinischen Bereichen gewährleistet. Viele unserer Kliniken mit HSM-Aufträgen sind in Netzwerken mit den Spitalverbunden organisiert. Bei telemedizinischen Boards oder gemeinsamen Sprechstunden profitieren somit auch die Regionen. Dies trägt zur optimalen Verteilung von Ressourcen und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung von medizinischen Innovationen bei.
Das Betreiben von HSM bringt einige Herausforderungen mit sich. Hochspezialisierte Medizin erfordert qualifiziertes Personal, das oft schwer zu finden ist. Auch müssen sich Mitarbeitende von Bereichen mit hochspezialisierter Medizin regelmässig weiterbilden, um auf dem neuesten Stand der Technologie und Forschung zu sein. Dies bedeutet kontinuierliche Fortbildung, die sowohl zeit- als auch kostenaufwendig ist. Auch die Bereitstellung und Wartung modernster medizinischer Geräte und Infrastruktur ist teuer und erfordert Investitionen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind ständige Aktualisierungen von höchster Wichtigkeit.
Trotz intensiven Kosten sind die HSM-Leistungsaufträge für das KSSG und insbesondere für die Bevölkerung der Ostschweiz zentral. Entsprechend bemühen wir uns sehr um kosteneffektive Prozesse und Infrastrukturen. Anpassungen im Bereich der Tarife und politische Unterstützung sind aber ebenfalls notwendig.
Nebst qualifiziertem Fachpersonal sowie modernster Technologie und Infrastruktur ist auch die Forschung und Entwicklung von grösster Bedeutung. Wir müssen eine enge Verbindung zur medizinischen Forschung und Entwicklung aufrechterhalten, um innovative Techniken und Behandlungsansätze zu integrieren. Nur so können wir den Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung bieten. Zudem erfordert HSM die enge Zusammenarbeit mit externen Partnern wie etwa mit anderen Forschungseinrichtungen. Wir pflegen deshalb eine starke Vernetzung. Auch das Betreiben von Qualitätsmanagement sowie nationale und internationale Zertifizierungen gehört selbstverständlich zum Standard.
Der Bereich der HSM basiert auf einer gemeinsamen gesamtschweizerischen Planung aller 26 Kantone (Interkantonale Vereinbarung). Qualitätskennzahlen, Fallzahlen von spezifischen Behandlungen sowie Publikationen und Forschungstätigkeit sind vielfach Voraussetzungen für Verlängerungen dieser expliziten Leistungsaufträge. Es ist für viele unserer Kliniken sehr anspruchsvoll, die immer neuen Vorgaben zu erfüllen.
Das Fachorgan der HSM definiert fortlaufend weitere Teilbereiche in bestimmten Fachgebieten, die zur HSM gehören sollen. Der finale Entscheid unterliegt dem HSM-Beschlussorgan. Eine mittelfristige Planung bezüglich neuer Teilgebiete und neuer zusätzlicher Anforderungen ist deshalb herausfordernd und schwierig vorhersehbar. Bezüglich zukünftiger Vergaben von HSM-Leistungsaufträgen entwickeln wir uns in chirurgischen sowie internistischen Disziplinen der Spitzenmedizin im Gleichschritt mit einer bedarfsgerechten, qualitativ hochstehenden und wirtschaftlichen medizinischen Versorgung kontinuierlich fort und sind dadurch sicher gut vorbereitet.