Rhiz-, Bouchard- und Heberden-Arthrosen sind sehr häufige primäre Arthroseformen an der Hand. Sind die konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft, stehen verschiedene moderne Operationsverfahren zur Verfügung.
Mit einer beidseits fortgeschrittenen Rhiz-Arthrose kam Barbara Lenherr, 61 Jahre, in die handchirurgische Sprechstunde. Jahre des Schmerzes plagten sie da bereits. Die einfachsten Handgriffe wurden zu grossen Herausforderungen, gerade auch bei ihrer Arbeit als Museumstechnikerin. Die ständigen Einschränkungen beeinträchtigten Barbara Lenherr in der Produktivität und Effizienz. Sogar das Stricken, eine ihrer Leidenschaften, schien für immer verloren. Es folgte ein ambulanter chirurgischer Eingriff mit beidseitigen Daumensattelgelenkprothesen. Heute sagt sie:
«Schon nach dem ersten Gespräch mit Dr. Martina Greminger hatte ich mich entschieden, die Operation durchführen zu lassen. Sie hat mir viel Mut und Hoffnung gemacht. Die Operation war für mich ein Symbol der Hoffnung und des Neuanfangs. Tatsächlich haben sich damit neue Türen geöffnet. Die Daumensattelgelenkprothesen haben nicht nur meine Hände geheilt, sondern auch meine berufliche Zukunft gesichert und die Lebensqualität verbessert. Mit begleitender Ergotherapie konnte ich nach und nach meine Hände wieder schmerzfrei benutzen. Ich bin sehr froh, diesen Schritt gewagt zu haben.»
Patientinnen und Patienten beklagen Anlaufschmerzen, Morgensteifigkeit und belastungsabhängige Schmerzen. Gerade die Rhiz-Arthrose ist eine der häufigsten Arthroseerkrankungen. Durch die einzigartige Gelenkform erlaubt das Daumensattelgelenk die Opposition des Daumens. Damit ist es zentrales Element für die Greiffunktion der menschlichen Hand. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, insbesondere nach der Menopause. Ein ebenfalls sehr häufiges Krankheitsbild ist die Arthrose der Mittelgelenke der Finger. Die sogenannte PIP-Arthrose kann isoliert oder auch im Rahmen einer Polyarthrose auftreten.
Bei der Rhiz-Arthrose wird die Diagnose mittels konventionellen Röntgenbilds gestellt. Konservative Behandlungsmöglichkeiten umfassen Handtherapie, Schienenbehandlung und Kortisoninfiltrationen. Meist kann damit aber nur vorübergehend eine Beschwerdelinderung erzielt werden. Sind die konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft, stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung:
Trapezektomie
Bis vor wenigen Jahren war die Trapezektomie Goldstandard der operativen Behandlung einer fortgeschrittenen Rhiz-Arthrose. Diese kann mit oder ohne Sehnenaufhängung durchgeführt werden. Der Rehabilitationsverlauf nach dieser Operation ist nicht selten langwierig. Z-Deformitäten mit Hyperextension in den Grundgelenken sowie eine generelle Krafteinschränkung persistieren häufig.
Prothetischer Gelenkersatz
Im Jahre 2010 wurden die Gelenkimplantate der dritten Generation mit dem «Dual-Mobility»- Prinzip eingeführt. Diese Implantate zeigen gegenüber Prothesen früherer Generationen Überlebensraten von zirka 90 Prozent in den ersten 10-Jahres-Follow-up Untersuchungen. Dabei kann in den meisten Fällen eine Schmerzlinderung sowie die Wiederherstellung von Beweglichkeit und Kraft erreicht werden. Im Gegensatz zur Trapezektomie wird die Länge des Daumens mit dem prothetischen Gelenkersatz wiederhergestellt. Damit können auch Z-Deformitäten in den meisten Fällen korrigiert werden. Sollte das Gelenkimplantat scheitern, steht als Rückzugsoperation die Trapezektomie immer noch zur Verfügung. Studien zeigen, dass die Ergebnisse hierbei mit denen einer primären Trapezektomie vergleichbar sind.
Limitationen des Gelenkersatzes sind sehr fortgeschrittene Fälle einer Peritrapezialarthrose. Bei diesen Patientinnen und Patienten ist das STT-Gelenk ebenfalls symptomatisch degenerativ verändert. Damit würde ein prothetischer Gelenkersatz des Sattelgelenkes die Beschwerden am STT-Gelenk aggravieren. Hier ist die Therapie der Wahl die Trapezektomie.
Die PIP-Gelenke sind zentrale Elemente für die Gesamtbeweglichkeit eines Fingers. Deswegen wird bei der operativen Behandlung der Bouchard-Arthrose wenn immer möglich ein bewegungserhaltenden Eingriff bevorzugt.
Silikonkunstgelenke / Arthrodese
Silikonkunstgelenke bewähren sich für die Behandlung der Bouchard-Arthrose gut. Sie dienen als Platzhalter und erlauben eine gewisse Beweglichkeit bei in den meisten Fällen guter Schmerzlinderung. Jedoch ist nach Implantation eines Silikonplatzhalters häufig die seitliche Stabilität des Gelenkes reduziert, was insbesondere beim Zeigefinger für den Gegengriff problematisch sein kann. Deshalb war bei einer schweren PIP-Arthrose am Zeigefinger lange Zeit die Arthrodese der Goldstandard bei der operativen Behandlung.
Neue PIP-Gelenkprothesen
Neuentwicklungen der PIP-Gelenkprothesen dienen als Oberflächenersatz. Diese zeigen ebenfalls vielversprechende Resultate mit einer gegenüber Silikon verbesserten seitlichen Stabilität. Diese Oberflächenersatz-Prothesen können jedoch nur bei guter Knochenqualität verwendet werden. Die Literatur zeigt für diese neueren Implantate während fünf Jahren Überlebensraten von rund 90 Prozent bei meist sehr guter Schmerzreduktion und Funktion. Sie sind eine exzellente Alternative zu den herkömmlichen Behandlungsmethoden; insbesondere für die radialen Finger, bei denen die laterale Stabilität für den Pinzettengriff essenziell ist. Ebenso für Patientinnen und Patienten mit einer Achsdeviation der Finger.
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Dr. Martina Greminger
Leitende Ärztin Handchirurgie, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie
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PD Dr. Volker Schmidt
Chefarzt, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie
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