DUO – das Magazin für Zuweisende

Fortschritte und Innovationen in der Urologie

Die Urologie entwickelt sich dank technologischer Fortschritte, Forschung und interdisziplinärer Herangehensweisen fortwährend. Und die Patientinnen und Patienten profitieren von erweiterten Behandlungsmethoden. Angesichts demografischer Veränderungen und der Einflüsse von Lebensstilfaktoren bleibt die Urologie als wachsendes Fach dynamisch und wandlungsfähig.

Im Gespräch mit PD Dr. Daniel Engeler. Er ist seit einem Jahr Chefarzt der Klinik für Urologie. Zuvor war er bereits über zwanzig Jahre an der Klinik tätig.

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Die Urologie am KSSG ist eine von nur vier Kliniken in der Schweiz, die das gesamte operative Spektrum der hochspezialisierten Medizin (HSM) abdeckt. Neben stationärer Betreuung bietet sie ein urologisches Ambulatorium mit allgemeinen und spezialisierten Sprechstunden sowie einen 24-Stunden-Notfallbetrieb.

Daniel Engeler, seit einem Jahr leiten Sie die Klinik für Urologie. Welche Herausforderungen haben Sie gemeistert und welche Ziele verfolgen Sie?

Eine der Herausforderungen ist sicherlich der steigende Kostendruck, welcher auf uns zukommt und auch schon zugekommen ist. Trotzdem ist es mir ein besonderes Anliegen, die Aus-, Weiter- und Fortbildung unseres Nachwuchses zu fördern. Ich bin mir sicher, dass uns dies mit viel positiver Energie und dem Engagement unserer Mitarbeitenden gelingt. Die Klinik für Urologie am KSSG ist als einzige neben den Universitätskliniken eine A1-Weiterbildungsstätte mit hochspezialisierter Medizin und international anerkannter Forschung. Gleichzeitig ist es uns wichtig, auch die «Basis-Urologie» zu vermitteln, um zukünftigen Urologen praktische Fähigkeiten für ihren Beruf mitzugeben.

Es ist mein grosses Ziel, unserer Bevölkerung eine qualitativ hervorragende Versorgung in unserem Fachbereich anzubieten.

Welche innovativen Ansätze oder Technologien haben Sie eingeführt oder weiterentwickelt, um die Patientenversorgung in der Urologie zu verbessern?

In den letzten Jahren konnten wir unsere urologischen Dienstleistungen für Patientinnen und Patienten in allen Bereichen auf dem neuesten Stand halten. Als Beispiele seien hier Verfahren für die Diagnostik des Prostatakarzinoms (neue Biomarker, moderne Biopsietechniken) sowie die Weiterentwicklung der Robotik-Chirurgie für die Behandlung bösartiger Erkrankungen oder für rekonstruktive Zwecke genannt. Im Bereich der Endoskopie (z. B. für die Niere) haben wir ebenfalls sämtliche modernen Techniken eingeführt, einschliesslich speziell geeigneter Laser für die Steinbehandlung. Für die Behandlung der benignen Prostatahyperplasie sind wir schweizweit führend, da unser Angebot ungefähr acht für jeden Patientenbedarf passende Behandlungsoptionen umfasst, wie zum Beispiel Holmiumlaser-Enukleation, Aquablation (Robotik-System), Wasserdampftherapie, Prostataarterienembolisation, bipolare transurethrale Prostataresektion etc. Dieses Spektrum ermöglicht auch immer häufiger einen Ejakulationserhalt respektive Erhalt der Sexualfunktion. Auch im neuro-urologischen Bereich können wir dank unserer umfangreichen Erfahrung mit modernsten Behandlungsoptionen wie Botulinumtoxin-Injektion in die Blase oder elektrischneuromodulativen Verfahren wie der perkutanen Tibialisnervenstimulation (pTNS), der Sakralen Neuromodulation (SNM) oder der Pudendalen Nerven Stimulation (PNS) vielen Patientinnen und Patienten eine ideale Behandlung bei Blasenfunktionsstörungen und Beckenschmerzproblemen bieten.

Wie gewährleisten Sie, dass Ihre Mitarbeitenden jederzeit auf dem neuesten Stand der Urologie sind?

Wir schaffen durch wöchentliche Fortbildungen mit internen sowie externen Referenten, Assistentenfortbildungen sowie Journal Clubs die Voraussetzungen, dass die neuesten Entwicklungen in der Urologie mitverfolgt werden können. Zudem haben unsere Mitarbeitenden regelmässig die Möglichkeit, an nationalen und internationalen Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen, bei denen wir uns regelmässig aktiv einbringen oder die wir auch mitorganisieren. Punktuell sind auch Auslandsaufenthalte und Fellowships vorgesehen, oder wir laden nationale und internationale Experten für Trainings von neuen Behandlungen ein.

Wie unterstützen Sie als erfahrener Urologe und nun als Chefarzt die kontinuierliche Fortbildung der zuweisenden Ärztinnen und Ärzte in urologischen Themen?

Wir halten Vorträge bei regionalen Vereinen von Hausärztinnen und Hausärzten sowie bei nationalen Fortbildungsveranstaltungen für Grundversorger, um aktuelle urologische Themen zu präsentieren. Zusätzlich organisieren wir alle zwei Jahre je ein interdisziplinäres Symposium zu den wichtigen Themen Prostatakarzinom und Beckenboden, das auch für Hausärztinnen und -ärzte von Interesse ist. Ausserdem publizieren wir regelmässig Beiträge in Zeitschriften wie dem «Swiss Medical Forum», dem «Informierten Arzt» oder im «Urologie in der Praxis», bei dem ich im Editorial Board bin.

Abschliessend: Welche Botschaft möchten Sie den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten übermitteln?

Der wechselseitige Austausch und die Zusammenarbeit mit den Zuweisenden zugunsten unserer Patientinnen und Patienten liegen mir sehr am Herzen. Ich bevorzuge kurze Wege und direkte Kommunikation. Gerne kann man mein Team und mich bei Fragen oder Diskussionspunkten direkt anschreiben. Ich freue mich auf Feedback zu unserer Arbeit – sei es positiv oder kritisch –, es bringt uns auf jeden Fall weiter.

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Film ab

PD Dr. Daniel Engeler berichtet, wie aktuelle Behandlungsoptionen und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Urologie gewährleistet werden können und welche Schwerpunkte die Urologie bei der Männergesundheit setzt.

Bedeutende Entwicklungen und Innovationen

Neue Verfahren und Technologien ermöglichen präzisere Behandlungen mit verkürzten Genesungszeiten und geringeren Risiken für die Patientinnen und Patienten.

Roboterassistierte laparoskopische Chirurgie

Die roboterassistierte Chirurgie ist in der Urologie Standard. Fortschritte in der Robotik ermöglichen präzisere und weniger invasive Eingriffe bei Prostatakrebs, Nierenkrebs, Blasenkrebs und anderen urologischen Erkrankungen. Diese Eingriffe führen im Vergleich zur offenen Chirurgie erwiesenermassen zu weniger Komplikationen und zu einer schnelleren Genesung.

Prostatakrebsvorsorge

Wichtige Studien haben bewiesen, dass eine geeignete Vorsorge die Mortalität durch Prostatakrebs reduziert und die Lebensqualität verbessert. Neben dem PSA-Wert stehen heute erweiterte diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung (z. B. Risikokalkulatoren, Biomarker, multiparametrische Magnetresonanztomographie), um vor allem jene Prostatakarzinome zu identifizieren, die behandlungsbedürftig sind und eine Überdiagnostik und Übertherapie zu vermeiden.

Brachytherapie der Prostata

Neben anderen Verfahren zur Behandlung von Prostatakrebs ist die LDR-Brachytherapie eine schonende Form der Strahlentherapie, die durch ein interdisziplinäres Team ermöglicht wird und in einem einzigen Eingriff durchgeführt werden kann.

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PD Dr. Daniel Engeler bei einer Holmium-Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP)

Eingriffe bei gutartiger Prostatavergrösserung

Zur Behandlung von gutartigen Prostatavergrösserungen (benigne Prostatahyperplasie, BPH) werden verschiedenste minimal- oder gering invasive Verfahren angeboten, die zunehmend auf die individuellen Patientenbedürfnisse zugeschnitten sind. Sie ermöglichen eine wirksame Behandlung bei geringerer postoperativer Belastung. Dadurch kann auch dem Wunsch nach Erhalt der Ejakulationsfähigkeit Rechnung getragen werden.

Endoskopie des unteren und oberen Harntraktes

Durch die ständige Weiterentwicklung der endoskopischen Hilfsmittel (flexible Endoskope, Lasertechnik, Instrumente) können heute Steine und oberflächliche Schleimhauttumoren schneller und effektiver behandelt werden.

Neurostimulatoren

Eine ständige Weiterentwicklung von Stimulationsmöglichkeiten der versorgenden Organe im Beckenbereich und die Beeinflussung ihrer Funktion hat bei krankheitsbedingten Störungen, für die früher keine gute Behandlung möglich war, Therapieoptionen mit minimalen Nebenwirkungen geschaffen.

Medikamente

Für die Behandlung gutartiger und bösartiger urologischer Erkrankungen werden laufend neue Medikamente entwickelt, die teilweise bahnbrechende Verbesserungen und eine bessere Lebensqualität ermöglichen.

Urologie im Zahlenblick

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Harnwegsinfektionen (HWI) Harnwegsinfektionen sind auch in der Schweiz sehr verbreitet, insbesondere bei Frauen. Es wird geschätzt, dass etwa 50% der Frauen mindestens einmal in ihrem Leben eine Harnwegsinfektion haben.

Gutartige Prostatavergrösserung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) Die Prävalenz von BPH bei Männern in der Schweiz liegt im Einklang mit den internationalen Schätzungen. Mehr als 50 % der Männer über 50 Jahre und etwa 90 % der Männer über 80 Jahre können betroffen sein.

Blasenkrebs
Blasenkrebs ist in der Schweiz eine bedeutende Gesundheitsproblematik. Die Inzidenz von Blasenkrebs ist höher bei Männern als bei Frauen. Risikofaktoren wie Rauchen spielen eine wichtige Rolle.

Prostatakrebs
Prostatakrebs ist in der Schweiz die häufigste Krebsart bei Männern und die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Inzidenz von Prostatakrebs steigt mit dem Alter, und Männer über 50 Jahre haben ein erhöhtes Risiko für diese Erkrankung.

Hodenkrebs
Hodenkrebs ist in der Schweiz die häufigste Krebsart bei Männern im Alter von 20 bis 40 Jahren. Hodenkrebs kann in den meisten Fällen dank Chirurgie, Radio- und Chemotherapie geheilt werden.

Harnsteinleiden
Auch in der Schweiz sind Nieren- und Harnsteine ein häufiges Problem. Die Prävalenz von Harnsteinen beträgt etwa 10–15 % und kann je nach Region und Bevölkerungsgruppe variieren.

Informationsfilm Urostoma:
Was ist das und wie lebt es sich damit?

Kontakt und Angebot

Klinik für Urologie
Ambulatorium
+41 71 494 14 16

Montag – Freitag
08.00 – 17.00 Uhr
zpm.urologie@kssg.ch

Notfälle
Dienstarzt Urologie
+41 71 494 15 65

Weiterführende Informationen
www.kssg.ch/urologie

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