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Eröffnung Medizinisches Ambulatorium

«MedAmbi» heisst das Medizinische Ambulatorium der Klinik für Allgemeine Innere Medizin am Kantonsspital St.Gallen, das am 14. Juni 2021 eröffnet wurde. Ziel ist die Vermeidung nicht dringend nötiger Hospitalisationen oder deren mögliche Verkürzung. Spezialangebote wie die der Hypertonie- oder Long-Covid-Sprechstunde ergänzen das Angebot.

    

Im Gespräch mit:
Prof. Dr. Michael Brändle, Chefarzt Klinik für Allgemeine Innere Medizin
Dr. Georg Hafer, Ärztlicher Leiter MedAmbi

Worin besteht der Sinn und Zweck des MedAmbi?

Michael Brändle: Im MedAmbi werden alle bisherigen und neuen medizinischen Angebote der Allgemeinen Inneren Medizin zusammengeführt, die an den Standorten St.Gallen, Rorschach und Flawil angeboten wurden: zum Beispiel die Sprechstunde für Zuweisende inkl. Sonografie, die Hypertonie- Sprechstunde, die Long- Covid-Sprechstunde oder die Hausarzt-Sprechstunde.

Gemäss den Planungsvorgaben der Leistungs- und Strukturentwicklung (SEG) sind die Bettenstationen der Aussenstandorte nun geschlossen und am Zentrumsspital konzentriert. Die Allgemeine Innere Medizin ist somit an den Aussenstandorten nicht mehr präsent. Dadurch hat sich das Patientenvolumen am Standort St.Gallen erhöht, und dies sowohl auf den Bettenstationen als auch auf der Zentralen Notfallstation. Die Bettenkapazität ist jedoch limitiert. Das MedAmbi schliesst diese Lücke und bietet beispielsweise kurzfristige Nachkontrollen und Therapien wie Infusionen/Transfusionen an. Damit unterstützt es die Verschiebungen hin zu einer sicheren ambulanten Medizin.

Wie gestaltet sich das Leistungsangebot im MedAmbi?

Georg Hafer: Ziel ist wie erwähnt die Entlastung der Bettenstation durch kurzfristige Nachkontrollen bei primär nicht dringend hospitalisationspflichtiger Patientinnen und Patienten von der Zentralen Notaufnahme. Ebenso bieten wir Nachkontrollen für vormals hospitalisierte Patientinnen und Patienten an, um eine frühere Entlassung aus dem stationären Bereich zu ermöglichen. Ein weiterer Schwerpunkt stellt die ambulante Untersuchung und Betreuung von Menschen mit vielschichtigen oder unklaren Krankheitsbildern dar, die nicht primär einer der internistischen Spezialitäten Spezialitäten zuzuordnen sind. Dies geschieht immer auf interne oder externe Zuweisung hin (Sprechstunde für Zuweisende).

Das Medizinische Ambulatorium ist vor allem eine diagnostische Instanz. Selbstverständlich erfolgen bei Bedarf auch medikamentöse Behandlungen. Einige Patientinnen und Patienten benötigen zum Beispiel Infusionstherapien, die Hausarztpraxen oftmals delegieren. Durch Kooperationen mit anderen Fachbereichen wollen wir auch Synergien nutzen, um neue ambulante Angebote mit inhaltlichem Mehrwert zu schaffen. Beispiele hierfür sind die Implementierung der interdisziplinären Long-Covid-Sprechstunde sowie der Hypertonie-Sprechstunde.

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In der Long-Covid-Sprechstunde prüft Dr. Irene Bätscher mittels MoCA-Test (Montreal Cognitive Assessment) die kognitive Leistungsfähigkeit einer Patientin

An apparativer Diagnostik bieten wir Ultraschalluntersuchungen des Abdomens inklusive Punktionen (Aszites, Pleuraerguss) an. In Sachen Labordiagnostik arbeiten wir vor Ort oder in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Labormedizin (ZLM). Weiter bieten wir rund um die Uhr Blutdruckmessungen, EKG und Spirometrie an.

Konkurrieren diese Angebote die Grundversorgenden?

Michael Brändle: Nein. Das MedAmbi ist ein medizinisches Ambulatorium für kurzfristige Nachkontrollen und Behandlungen von Patientinnen und Patienten ohne hausärztliche Betreuung oder auf hausärztliche Zuweisung hin. Es soll keinesfalls die Grundversorgenden konkurrieren. Abklärungen und Behandlungen, die zeitgerecht durch die Hausärztinnen und Hausärzte erbracht werden können, sollen auch von diesen durchgeführt werden.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Zuweisenden aus?

Georg Hafer: Das Medizinische Ambulatorium ist ein Zuweisungsambulatorium. Es hat nicht den Charakter einer Walk-in-Praxis oder einer Poliklinik. Das heisst, dass Patientinnen und Patienten durch interne oder externe Ärztinnen und Ärzte angemeldet werden müssen und sich grundsätzlich nicht selber anmelden können. Dadurch entsteht keine Konkurrenzierung der bestehenden ambulanten Angebote. Zudem weisen wir Patientinnen und Patienten ohne hausärztliche Betreuung wenn möglich weiter an Grundversorgende mit vorhandener Aufnahmekapazität. Andernfalls geben wir, falls eine Behandlung im MedAmbi notwendig wurde, die weitere medizinische Betreuung schnellstmöglich zurück in die Hände des betreuenden Hausarztes resp. der betreuenden Hausärztin.

Das MedAmbi bietet folgende Sprechstunden an:

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Sprechstunde für Zuweisende

Patientinnen und Patienten mit unklaren oder komplexen internistischen Fragestellungen können bei Bedarf hausärztlich in die Sprechstunde für Zuweisende überwiesen werden. Durch gute interne Vernetzung sind «kurze Wege» bei interdisziplinären Fragestellungen möglich. Hierdurch können Kurzzeit-Hospitalisationen häufig vermieden werden. Weitere Informationen zur Sprechstunde

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Hypertonie-Sprechstunde MedAmbi

Die arterielle Hypertonie ist ein wichtiger kardiovaskulärer Risikofaktor. Wegen seiner Häufigkeit gehört eine gute Blutdruckeinstellung zu den Kernaufgaben der Hausärztinnen und Hausärzte, die sie tagtäglich erfüllen. Bei Therapieresistenz und zur Suche nach sekundären Hypertonieformen können Grundversorgende ihre Patientinnen und Patienten der Hypertonie-Sprechstunde zuweisen. In interdisziplinärer Zusammenarbeit werden sekundäre Ursachen abgeklärt und die Therapie schwer einstellbarer Hypertonien optimiert. Selbstverständlich geschieht die Betreuung der Patientinnen und Patienten mit Hypertonie in enger Zusammenarbeit mit der einweisenden Hausärztin bzw. dem einweisenden Hausarzt. Weitere Informationen zur Sprechstunde

Verantwortlich für die Hypertonie-Sprechstunde

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Dr. Markus Diethelm

Stv. Chefarzt Klinik für Allgemeine Innere Medizin/Hausarztmedizin

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Dr. Dr. Roman Brenner

Leitender Arzt Kardiologie

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Long-Covid-Sprechstunde

Die Long-Covid-Sprechstunde richtet sich an Patientinnen und Patienten, die an anhaltenden oder neuen Beschwerden (> 4 Wochen) nach akuter Covid-19-Infektion leiden. Während organspezifische Beschwerden in der Regel über die entsprechenden Spezialkliniken abgeklärt und gegebenenfalls weiter therapiert werden (z. B. Lungenfibrose oder Herzmuskelentzündungen), werden in der Long-Covid-Sprechstunde insbesondere Patientinnen und Patienten mit multiplen und/oder unspezifischen Symptomen behandelt. Beschwerden werden ganzheitlich erfasst und analysiert. Das MedAmbi arbeitet eng mit den verschiedenen Spezialdisziplinen zusammen und bietet den Patientinnen und Patienten somit ein umfassendes, interdisziplinäres Abklärungskonzept. Die Anmeldung erfolgt jeweils über die Hausärztin oder den Hausarzt. Weitere Informationen zur Sprechstunde

Mehr Informationen: www.kssg.ch/aim

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